Die Geburt macht eine Frau zur Mutter, eine neue Familie entsteht. Das Leben wie man es vorher kannte, wird völlig auf den Kopf gestellt und ein riesengroßes Abenteuer beginnt. So kann die Geburt das schönste aber auch das schlimmste Erlebnis für eine Frau sein und ist für alle Mütter ganz sicher ein lebensveränderndes Ereignis. Wie aber sollte eine Geburt verlaufen, damit sie für die Familie keine traumatische Erfahrung ist, die tiefe Narben hinterlässt? Wie soll sich eine Geburt anfühlen, damit man an inspiriert und gestärkt aus ihr heraus geht und dem neuen Leben entgegen treten kann? Selbstbestimmt sollte sie sein. Das hört und liest man in der letzten Zeit sehr häufig, vor allem im Zusammenhang mit der Hebammenknappheit, den neuen Bestimmungen zur Hausgeburt nach ET und überhaupt scheint es so als müsste man sich am besten alleine im Wald verstecken, um dem Strudel der Fremdbestimmung durch medizinisches Fachpersonal zu entkommen (zumindest wenn man den extremeren Stimmen Gehör schenkt). Wo kann man den nun wirklich noch gut gebären und was brauche ich letztendlich für eine selbstbestimmte Geburt? Mit genau diesen Fragestellungen und Themen beschäftigt sich auch das im Belz Verlag erschienene Geburtsbuch von Nora Imlau, das fast zeitglich zur Geburt ihres dritten Kindes erschienen ist. Wir sind große Fans von ihren anderen Büchern „das Geheimnis zufriedener Babys“ und „Schlaf Gut Baby“ und waren sehr gespannt auf das Buch für und über eine selbstbestimmte Geburt, in der die Frau und ihre Gefühle auch ihren Platz bekommen. Passend zum 175. Jubiläum hat der Familienverlag, der uns als Müttern vor allem für die schönen Kinderbücher bekannt ist, nun auch ein beeindruckendes Werk für die werdenden Familien geschrieben.

eine großartige Lektüre für jede Schwangere

beeindruckende Geburtsfotos findet ihr von Kerstin Pukall

Es gibt viele Wege zu einer selbstbestimmten Geburt!

Es gibt natürlich nicht den einen Königsweg zur „richtigen“ Geburt: Für den einen ist die Sicherheit einer Kinderintensivstation nebenan wichtig, um sich zu entspannen, für den anderen geben die eigenen 4 Wände die Geborgenheit und Sicherheit, die eine Geburt so dringend braucht. Wichtig ist doch aber, alle Optionen zu kennen. Ein Ansatz aus dem auch unsere Arbeit bei maternita entstand und die der Grundstein für jede selbstbestimmte Entscheidung ist. Das Geburtsbuch von Nora schafft es auf undogmatische Art und bestückt mit vielen ganz persönlichen Erfahrungsberichten, das gesamte Spektrum der Geburten vorzustellen und zu erklären. Es hilft, besonders Erstgebärenden zu verstehen, was bei einer Spontangeburt aber auch bei einem Kaiserschnitt mit Mutter und Kind passiert, wie die Frauen unterstütz werden können und welche Stolpersteine es so gibt. Es macht vor allem Mut, auf den eigenen Körper zu hören und sich nicht von cm-Angaben des Muttermundes oder den Erzählungen über die Geburtsschmerzen der Freundinnen verunsichern zu lassen. Hilfreich dabei sind natürlich auch die richtigen Geburtshelfer, die für die Mutter einstehen und ihr den Freiraum verschaffen, den sie braucht um ihr Kind zu gebären.

Wichtig ist nicht nur das Wo sondern das Wie

Hausgeburt, Wassergeburt, Wunschkaiserschnitt, tiefenentspannte Geburt, ungeplanter Kaiserschnitt ….all das sind Wege, das Kind auf die Welt zu bringen. Was für den einen undenkbar ist, ist für den anderen die perfekte Geburt. Welche Wege zu Mutter und Kind passen und was sie bedeuten können, das müssen die Frauen erst einmal erfahren und dafür ist dieses Buch genau richtig. Es klärt auf ohne zu belehren, es sensibilisiert ohne Angst zu schüren und zeigt uns, wie unterschiedlich die Geburtserfahrungen aussehen können, was auf die Frauen zukommen kann und was mit ihrem Körper passieren wird. Alleine dieses Wissen wird oft dabei helfen, dass wir uns nicht überrumpelt und ausgeliefert fühlen.

Doch was ist wenn es nicht so war wie wir es uns vorgestellt haben?

Wir treffen immer wieder Frauen, bei denen am Ende alles anders lief als gewünscht. Sie sind ratlos, sprachlos und manchmal sogar in einer Schockstarre, statt im gemütlichen Wochenbett in der neuen Familie anzukommen. Gespräche mit Hebammen/Doula, Freunden, dem Partner oder gar einem Trauma-Therapeuten können sehr hilfreich sein, aber auch das Schreiben eines eigenen Geburtsberichts und der damit verbundenen Gefühle können helfen das Erlebte zu verarbeiten, die eigenen Geburt Revue passieren zu lassen und in der neuen Familie anzukommen. Wie wir unsere Geburt verarbeiten können, ob nun Traum oder Trauma, wird ganz wundervoll in Noras Buch behandelt.

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auch schwierige Themen, wie Frühgeburten oder die stille Geburt wird liebvoll und bestückt mit ganz persönlcihen Erfahrungsberichten besprochen

Das Geburtsbuch zeigt nicht einfach nur, an welchen Orten und auf welchem Wege wir heutzutage unsere Kinder gebären können, sondern macht deutlich, wie wichtig unsere – im besten Falle selbstbestimmte – Geburtserfahrung für uns als Frau und Mutter ist und das es bei einer Geburt nicht nur um den Körper, sondern eben auch um die Emotionen der Frau geht. Es macht eines nochmal ganz deutlich: Es ist nicht egal ist wie wir gebären und geboren werden! Nicht nur, aber vor Allem für Erstgebärende sollte diese Lektüre deswegen zur Geburtsvorbereitung dazu gehören, denn die warmen und achtsamen Worte stimmen gemeinsam mit den beeindruckenden Fotos von Kerstin Pukall ganz wundervoll auf die Geburt ein.

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Gerne möchten wir zum Abschluss noch ein Zitat von Herbert Renz Polsters Nachwort mit Euch teilen: „Wenn es den Eltern gut geht, hat auch das Kind Rückenwind. (…) Auch in den reichsten aller Welten sind diese persönlichen Geschichten unser eigentlicher Reichtum. Wir modernen Menschen müssen dieses Ereignis schützen, bewahren und fördern. Es sollte unser wichtigstes Weltkulturerbe sein. Seine Pflege ist ein Weg aus vielen Schritten – auch den persönlichen Schritten, die jede Familie rund um die Geburt ihres Kindes macht.“

Der Transparenz wegen: Dieser Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung des Beltz Verlages entstanden.