Mit Beginn meiner Elternzeit war klar: der Job ist weg! Mein Chef hatte nicht sonderlich begeistert auf meine „frohe Botschaft“ reagiert und praktischerweise, zumindest aus seiner Sicht, lief mein befristeter Arbeitsvertrag sowieso in der Elternzeit aus. So sah die Situation jedenfalls damals aus meiner Perspektive aus.

In den letzten Wochen vor der Elternzeit konzentrierte ich mich auf das Glück meiner Schwangerschaft und arbeitete, angesichts der, wie ich fand, abgekühlten Stimmung, einfach ganz normal weiter. Der Abschied kam und ich freute mich auf die Pause, der Weg zur Arbeit war am Ende doch beschwerlich geworden.

Insgeheim ahnte ich, dass ich nicht wiederkommen würde und nur zu gerne verdrängte ich das Gefühl von Ungewissheit. Das wird schon werden, dachte ich mir, schließlich habe ich eine gute Ausbildung und genügend Berufserfahrung. Mein Fokus lag jetzt erstmal auf Nestbau und Geburt.

Als ein halbes Jahr später der Brief kam, dass mein Arbeitsvertrag tatsächlich nicht verlängert werden würde, stimmte ich eine Weile in den Chor ein, der die Wirtschaft, die Unternehmen, die Personaler, die Chefs und das Universum verantwortlich dafür machte, dass es Mütter am Arbeitsmarkt so schwer haben.

Das zog mich in der ansonsten wunderschönen Elternzeit immer wieder runter und vor allem änderte es nichts an der Tatsache: Mein Job war weg!

Drei Jahre lang genoss ich die Elternzeit einerseits sehr, immerhin gab es keine finanzielle Not, aber die dunkle Wolke meiner beruflichen Perspektive kreuzte immer wieder meinen babyblauen Himmel. Obwohl ich den Arbeitsmarkt so gut kannte, obwohl ich Bewerbungen schreiben und mich grundsätzlich gut verkaufen konnte, war da immer wieder dieses diffuse Gefühl von „Was ist, wenn ich nie wieder einen guten Job finde?“

Hätte ich in dieser Zeit gewusst, dass ich pünktlich zum Ende meiner dreijährigen Elternzeit einen großartigen Teilzeitjob in einem Konzern bekomme dann hätte ich mir viele sorgenvolle Momente erspart. Vor allem hätte ich nicht eine Sekunde Zeit darauf verschwendet, irgendwo einen Schuldigen zu finden, dem ich meine Situation in die Schuhe schieben könnte. Stattdessen hätte ich von Anfang an das Ruder in die Hand genommen!

Wenn du in einer ähnlichen Situation bist und dich auf dein Baby freust, dann geht es dir vielleicht genauso wie mir damals: Alles andere scheint in den Hintergrund zu rücken, beziehungsweise in ferner Zukunft zu liegen und die Geburt und die ersten Wochen mit dem Kind sind die oberste Priorität für dich.

Obwohl ich das immer noch sehr richtig so finde, kann ich heute aus Erfahrung sagen: Es lohnt sich, neben Vorsorgeuntersuchungen, Schwangerschaftsyoga, Erstausstattung und Krankenhausauswahl auch den weiteren Berufsverlauf zu planen, denn die innere Ruhe, die das mit sich bringt, zahlt sich auch auf die Qualität deiner Elternzeit aus. Was ich meinem jüngeren Selbst heute raten würde? Vor allem das hier:

1. Mache dir klar, was du willst und bleibe im Gespräch

Ja, mein Chef war nicht begeistert von der Nachricht, dass ich schwanger war. Aber später erinnerte ich mich, dass er auch gesagt hat: „Herzlichen Glückwunsch“ und mit einem Lächeln „Willst du mich hier wirklich alleine lassen?“ Er machte mir zwar klar, dass mein Job in Teilzeit nicht zu erledigen war, aber das wusste ich eigentlich auch selber. Es wäre an mir gewesen, mich damit nicht zufrieden zu geben.
Wenn du nach deiner Elternzeit ins Unternehmen zurückkehren möchtest teile das ganz klar und entschieden mit. Informiere nicht nur deinen Chef ausdrücklich darüber, sondern suche auch das Gespräch mit der Personalabteilung. Erkläre, dass du dich sehr wohl fühlst im Unternehmen und bleiben möchtest und akzeptiere nicht das erstbeste „Nein“ als finale Antwort. Ziehe in Erwägung, selber eine Lösung zu finden und kümmere dich um Alternativen, zum Beispiel durch Gespräche mit anderen Abteilungen.

In der Zeit vor deinem Mutterschutz hast du vor Ort die Möglichkeit, eine klare Vereinbarung mit dem Unternehmen zu treffen, wie ihr in Kontakt bleibt und welche Möglichkeit es gibt, in Zukunft weiter zusammenzuarbeiten. Nutze diese Chance, denn wenn du erst einmal zuhause bist und das Baby hast, ist es nicht mehr so einfach, solche Gespräche zu führen.

2. Bleib’ in Kontakt

Ich habe es oft erlebt, dass Mütter nach der Geburt ihrer Kinder wie vom Erdboden verschwunden sind. Allenfalls kommen sie noch einmal mit dem Baby im Büro vorbei aber danach sind sie einfach weg und irgendwann fragen sich die Kolllegen beim Mittagessen: „Was ist eigentlich aus der geworden?“ Aus Sicht der nicht-Eltern ist das ein Phänomen und ich kann mich selber noch gut erinnern, wie seltsam ich das fand – bevor ich selber Mutter wurde und verschwand.

Wenn du zurück ins Unternehmen möchtest, bleib’ in Kontakt. Verabrede dich mit den alten Kollegen zum Mittagessen, vielleicht sogar mal ohne Kind (Oma freut sich) und lass’ dir berichten, was es Neues gibt. Rufe in der Personalabteilung an oder schreibe ab und zu eine E-Mail mit der interessierten Nachfrage, was es Neues gibt.

Es ist doch so: Wenn sich Leute nie bei uns melden und erst dann wieder auftauchen, wenn sie etwas von uns wollen, finden wir das selber auch komisch. Ich kenne eine Mutter, die die engsten Kollegen in der Elternzeit zum Grillen zu sich nach Hause in den Garten eingeladen hat. Ihre Kollegen, die in der Elternzeit ihre Arbeit übernommen hatten, haben sich sehr gefreut. Die Idee hat mir auf Anhieb gefallen.

3. Beschäftige dich mit Plan B

Wenn dein Job nicht zu retten ist oder wenn du ihn vielleicht gar nicht mehr willst, dann gibt es trotzdem genügend Maßnahmen, die du in der Elternzeit ergreifen kannst. Jetzt geht es darum, dir selber klar zu machen, was du als nächstes machen willst und vor allem, warum!

Mache dir deine Rahmenbedingungen bewusst: Wann musst oder willst du wieder arbeiten gehen? Wieviel willst du verdienen? Wieviel Zeit willst du für den neuen Job investieren? Wie ist die Betreuung geregelt? Wie lang darf der Anfahrtsweg sein? Geht es in erster Linie um das Geld verdienen oder möchtest du dich auch selber einbringen und weiterentwickeln können? Was bedeutet das für deine Tätigkeit?

Um hier weiterzukommen kann ein Coaching sinnvoll sein oder auch das Lesen von Büchern und Blogs, um deine Interessen und Prioritäten einzukreisen. Besonders wichtig ist es, nicht in eine Opferhaltung zu verfallen, sondern dir bewusst zu machen, was du alles zu geben hast und inwieweit ein neuer Arbeitgeber von deiner Unterstützung profitieren kann.

Je klarer dein Bild von deiner beruflichen Zukunft wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass es auch in diese Richtung gehen wird! Nimm’ dir die Zeit, deinen Weg proaktiv zu planen und anzugehen, denn es wird niemand anders für dich übernehmen.

4. Bleib’ interessiert

Mutter zu werden bringt dich auf ein ganz neues Level, du lernst viel dazu, vor allem über dich selber. Weil das aber keinen direkten Eingang in den Lebenslauf findet, schadet es nicht, wenn du dich auch noch mit ein paar anderen Dingen beschäftigst, während du zuhause bist. Auch wenn du als Mutter oft müde sein wirst: Vielleicht bekommst du Lust, noch etwas dazuzulernen, was du später auch im Lebenslauf angeben kannst?

Es gibt großartige Möglichkeiten, dich auch online weiterzubilden und dich probehalber mit neuen Themen zu beschäftigen. Hier habe ich 10 tolle Seiten vorgestellt, auf denen du sofort anfangen kannst, dich online weiterzubilden – teilweilse sogar kostenlos. Wenn du ein Thema gefunden hast, was dich brennend interessiert, ist vielleicht sogar eine Weiterbildung oder ein Fernstudium eine Option?

5. Bleib’ optimistisch

Bei allen Gedanken, die du dir vielleicht aufgrund deiner neuen Situation machst – das Wichtigste ist, dass du die Zeit mit deinem Kind genießt, sie werden wirklich so schnell groß (mein Sohn ist mittlerweile schon 9 Jahre alt)! Sorgen und Ängste schränken dein Sichtfeld ein und verhindern, dass neue Ideen entstehen können.

Die Elternzeit ist so wertvoll, niemand hat das Recht, dich unter Druck zu setzen und dir zu sagen, ob, wann und wieviel du wieder arbeiten solltest. Nur du ganz allein kannst das aufgrund deiner Umstände und deiner individuellen Situation beurteilen. Nimm’ dir die Zeit, die du brauchst, um eine Entscheidung zu treffen, die sich für dich richtig anfühlt. Dann wird sich alles andere finden!

Über die Autorin

Cathrin Eggers unterstützt Frauen dabei, sich beruflich neu zu positionieren und ihren Roten Faden zu finden. Sie ist der Meinung, dass jede Frau darin bestärkt werden sollte, ihr Berufsleben selber zu gestalten und dass die Bewerbung dann keine Hürde mehr ist. Mehr von und über Cathrin findest du hier: www.sternebewerbung.de